Pressestimmen
Kostbares und echte Raritäten, Dekoratives und handfest Nützliches - das alles bietet der Pfennigbasar des DAFAK seinen Be- und Schatzsuchern. (Bild: DAFAK | Karla Schlichtmann)
Bericht vom 4. Februar 2011 im "Mannheimer Morgen":
Benefizaktion: Zum 30. Mal verkaufen die Charity-Ladies vom Deutsch-Amerikanischen Frauenarbeitskreis Schönes, Seltenes oder Skurriles in der Variohalle
Pfennigbasar – die Wunderwelt im Souterrain
Von unserem Redaktionsmitglied Roger Scholl
Zum Beispiel dieser Porkpie. Ein schwarzer Hut mit schmaler, rundum hochgestellter Krempe, genau so einer wie ihn Gene Hackman als Popeye Doyle in "French Connection" damals getragen hat. Das war 1971, das Ding hier aus feinstem Wollfilz, gleich rechts neben dem fünf Handbreit hohen Stapel mit Herrenhemden, dürfte ein Original aus der Zeit sein. Porkpies sind wieder einmal der letzte Schrei in der Hutmode, ganz angesagt in Clubs, noch braucht es Mut, so etwas zu tragen.
Den hätte man ja notfalls, aber leider auch einen viel zu großen Kopf. Egal, nehmen wir später eben diese zwei sehr, sehr grünen Porzellan-Papageien mit, deren Zweck sich uns zwar nicht so recht erschließen will, die aber farblich fast wunderbar zu Tante Metas Tischläufer passen könnten. Wenn die filigranen Vögel denn dann noch nicht ausgeflogen sind - schließlich kommt es hier, inmitten von Kleiderständern, Kisten und Kästen, auch und vor allem auf drei Dinge an: Entschlusskraft, Schnelligkeit und ein zupackendes Wesen. Pfennigbasar in der Variohalle, das Waidrevier für Schnäppchenjäger, der Tempel der Trödelfans, das Paradies für Sammler.
Im Einsatz für den guten Zweck
Zum 30. Mal haben die Charity-Ladies vom Deutsch-Amerikanischen Frauenarbeitskreis (DAFAK) dieses schillernde Wunderreich im Souterrain erschaffen, in dem sich die Wühltische biegen unter der Last des Schönen, Seltenen, Skurrilen oder Schrillen aus zweiter Hand. Jetzt, kurz bevor sich oben die Tore öffnen, haben sich die verschworene Gemeinschaft der Damen und ihr riesiger Freundeskreis hier unten versammelt, um zusammen mit Inge Gau, der "First Lady" des Vereins, und Bürgermeister Michael Grötsch an die Anfänge des Basars zu erinnern. Daran und an die vielen guten Taten, die wie mit golddurchwirkten Fäden mit der Erfolgsgeschichte dieses Fixsterns am Mannheimer Benefizhimmel verknüpft sind - allein 2010 erwirtschaftete der Pfennigbasar 50 000 Euro für den guten Zweck.
Dass die Ehrenamts-Damen dabei mit jedem einzelnen Cent einen Stich machen, erfahren wir von Anita Gentgen. Sie steht als Herrin über das Handarbeitsreich inmitten von Stoffballen und Schnittmustern - und hat gerade ihr erstes Geschäft eingefädelt: "Ja, und zwar ein paar Nadeln für fünf Cent." Der Renner in ihrem Ressort - eine Klassikerin: "die Strickliesel", Hunderte könne sie davon verkaufen, "wenn ich sie nur hätt', jeder fragt danach, jeder".
Jetzt bloß nicht den Faden verlieren, wo war das nochmal mit den Gobelins, die uns Karla Schlichtmann vorhin gezeigt hat? Ach ja, da vorne, diese glutäugige Spanierin ("handgestickt!") in kräftig rostroten Tönen, deren wogendes Dekolleté gleich neben den dezent blauen Wellen einer stilistisch nicht uninteressanten Nordsee-Impression anbrandet. "Viele Kunden arbeiten die Stickbilder um - zu eleganten Sattelbezügen für's Rad", weiß sie aus Erfahrung, "ausschneiden, Gummizug einnähen, fertig. Und der Popo wird nie mehr kalt".
Ein Tipp mit Hinter-Sinn, den merken wir uns und lassen uns von Traudel Knab weiter herumführen von Stand zu Stand. In die Nobel-Ecke zum Beispiel, Designer-Stücke von Armani, Joop und Rena Lange hängen hier, die Großen der Modewelt für kleines Geld: "Hier, ne Jacke für meine Frau", zeigt uns Aleksander Kwisek stolz seine Beute, den Namen auf dem Etikett kann er nicht lesen ohne Brille - "Sandi oder Sandel, oder so ähnlich". Ein echtes Schnäppchen jedenfalls, da ist man sich einig an der Kleiderstange.
Der Porkpie ist jetzt auch weg, die Papageien nicht. Vielleicht doch eine winzige Nuance zu grün?
© Mannheimer Morgen, Freitag, 04.02.2011